Archiv | Mai, 2011

Zitat #1

19 Mai

Beim Germanys Next Top Model schauen, mit der großen Tochter:

„Mama, warst Du auch mal ein Topmodel?“

– „Nein, war ich nicht.“

„Stimmt. Du hast ja auch nicht den Look.“

1 Monat

18 Mai

Nachgereicht vom 12.5.2011


Lieber Emil,

heute bist Du ein Monat alt geworden. Schon wieder.

Und es geht uns gut. Uns allen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so wird. Ich hätte mir niemals vorgestellt, dass es so werden könnte. Ich hatte vor allem wegen Deiner kleinen großen Schwester Bedenken, weil sie doch so schrecklich eifersüchtig auf Deine große große Schwester ist. Aber da ist nichts. Von der ersten Sekunde an vergöttern Dich beide, wetteifern, wer näher an Dir dran sein darf, Dich halten, Dich streicheln. Deine große Schwester liebt niemanden so sehr wie Dich, sagt sie. Du kleiner Herzensbrecher.

Noch (?) bist Du aber auch extrem pflegeleicht. Du weinst kaum, und wenn, dann eher für Sekunden als Minuten. Und nicht grundlos.
Am interessantesten finde ich, dass, wenn Du schläfst und zu meckern beginnst, zu 95% eine ausgelaufene Windel daran Schuld ist und Du komplett durchnässt bist. Das gefällt Dir gar nicht. Es gibt Tage an denen das häufig passiert und dann ist wieder ein paar Tage Ruhe, den Grund warum es passiert oder wie wir das verhindern können, konnten wir noch nicht rausfinden.
Ansonsten weinst Du nur, wenn Du sehr müde bist und einschlafen möchtest oder wenn der Hunger schon groß ist. Und Dein Hunger ist oft groß. Wir stillen ja nach Bedarf und der ist ab und zu ständig gegeben. Dafür schläfst Du dann wieder für Stunden und hast, auch wenn man Dich zwischendurch weckt, weil man etwas unternimmt (wie Deine Schwester vom Kindergarten abzuholen) kein richtiges Interesse daran. Alles zu seiner Zeit.

Die Sorge, dass Du zu wenig Milch bekommst, habe ich aber nicht. Du hast schon ordentlich zugenommen (aktuelle Zahlen habe ich keine, aber Du hast mit zwei Wochen schon soviel gewogen wie deine Schwester mit knapp zwei Monaten) und du wächst und wächst. Der Pyjama mit dem wir Dich aus dem Krankenhaus heimgebracht haben, wurde nach nicht mal zwei Wochen aussortiert und inzwischen ist so gut wie jedes Kleidungsstück, außer Hosen, mit Größe 56 schon im Kasten zum Weitergeben gelandet und durch Größe 62 ersetzt worden.

Die Nächte waren bis jetzt auch wunderbar. Alle (!) Nächte.
Du schläfst zwischen 20:30 Uhr und 21:30 Uhr ein, wachst bis zu dreimal auf um zu trinken, schläfst immer sofort weiter und stehst zwischen 7:00 Uhr und 8:00 Uhr wieder auf.

Unter Tags hast Du anfangs eigentlich ständig geschlafen, hast Dich aber, passend zum Arbeitsbeginn Deines Papas umgestellt. Umgestellt auf: ich bin wach, wenn ich mit Mama alleine bin und schlafe, wenn jemand anders anwesend ist. Ist also Deine kleine große Schwester zu Hause, dann schläfst Du. Die wache Phase hast Du genau dann, wenn sie mittags im Bett ist. Ist sie, so wie Deine große große Schwester und Dein Papa außer Haus, dann leistest Du mir Gesellschaft und döst von 8 wachen Stunden vielleicht mal eine halbe, fällst aber in einen komaartigen Schlaf, sobald wir sie abholen.
Ich beschwere mich auch gar nicht, wir haben schon unseren Spaß, aber ich komme zu nicht viel (zum Beispiel Monatsrückblicke schreiben).

Wenn ich etwas mache, dann wasche ich hauptsächlich Wäsche, kommt mir vor. Du trägst Deinen Teil hier zur Genüge bei, denn man darf Dich ja mehrmals täglich umziehen (siehe oben).
Dafür pinkelst Du beim Wickeln nicht wild um Dich (Dankeschön!).

Von der Sorgen-/Krankheitenfront kann ich berichten, dass Du einiges zu bieten hattest.
Wir waren mit Dir schon im Krankenhaus, weil Du fast von Geburt an eine Augenentzündung hattest, die sehr hartnäckig war. Die hat uns auch zu einem Augenarzt gebracht. Außerdem waren wir zweimal beim Ohrenarzt um einen Hörtest machen zu lassen und die Blutabnahme zur Feststellung von Stoffwechselkrankheiten haben wir auch zweimal gemacht. Doppelt hält besser. Aber alles ist gut, Du bist gesund.
Bis jetzt hast Du auch keine Blähungen oder Bauchweh, alle paar Tage zwickt Dich kurz was, dann schreist Du auf, furzt und alles ist wieder gut.

Alles ist gut, seit Du da bist. Alles ist besser, seit Du da bist.

Ich hab‘ Dich sehr lieb,
Mama

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Niemandsland

17 Mai

Also, von mir aus könnte der übrig gebliebene Bauch dann auch mal wieder verschwinden. So ganz meine ich.

Na hör mal

16 Mai

Ich bin noch das Ergebnis vom Hörtest schuldig:
Alles ist in Ordung!

Vielleicht waren die Ohren wirklich nur verstopft. Zwischen den beiden Arztterminen haben wir, das hat die Ärztin vorgeschlagen, die Ohren beim Baden unter Wasser gelassen.
Schon vor dem Test hatten wir immer öfters das Gefühl, dass er etwas hört – und das hat sie dann bestätigt.

Guckste

15 Mai

Frau Blümel will luschern. (Dank Google könnt Ihr das, denn jetzt weiß auch ich was das ist.)

Und nein, er gähnt nicht die halbe Zeit. Ich find ihn nur so süß dabei.

Nachtrag zur Geburt

13 Mai

Ich fand diese letzte Geburt ja ganz toll.
Die erste Nacht im Krankenhaus war zugegebenermaßen absolut verzichtbar, aber der eine Tag und die zweite Nacht waren notwendig. Einerseits um etwas runter zu kommen und andererseits weil da ja anscheinend schon einiges passiert ist, auch wenn ich es nicht bemerkt habe.

Der Hauptgrund, warum die Geburt nach diesen nervenden Stunden davor überhaupt noch toll werden konnte, war aber die eigene Hebamme.

Bis ein paar Tage vor der Geburt konnte ich es noch nicht so ganz verstehen, warum alle so dermaßen von einer eigenen Hebamme schwärmen. Das lag aber sicher daran, dass es meine dritte Schwangerschaft war und ich eigentlich keine Fragen mehr hatte, keine bis kaum Unterstützung in irgendwelchen Belangen brauchte (zu der Zeit, als ich jemand gebraucht hätte, hatte ich ja noch die „Alte“, die nicht erreichbar war) und an und für sich nicht so der Typ bin, der sich sofort mit jemanden anfreundet.

Als dann die regelmässigen Vorsorgen rund um den Geburtstermin im Krankenhaus begannen, war es durchaus angenehm, nicht ewig zu warten, bis der Raum mit dem CTG-Gerät frei wird sondern einfach an allen vorbei zu marschieren und sich notfalls in einen Kreißsaal zu legen. Aber das war nur ein kleiner Bonus.

Für mich ganz wichtig war es, nur eine Anprechperson zu haben. Nicht alles zehnmal erklären und wiederholen zu müssen. Das ist mir schon ein wenig aufgefallen, als ich da mitten in der Nacht das CTG schreiben habe lasse – bei einer Hebamme – und dann eine ganz andere herein gekommen ist um nach mir zu sehen oder ein paar Stunden später, als ich nicht zum nächsten CTG-Termin aufgetaucht bin und es keinem aufgefallen ist. (Gut, lag vielleicht auch daran, dass ich mit einer Wahlhebamme dort war und sie sich nicht für mich verantwortlich gefühlt haben.)

In der Zeit, die ich im Krankenhaus war, hätten mindestens fünf Schichtwechsel stattgefunden. Und bis auf den Endspurt im Kreißsaal wäre ich wohl bei jedem Gespräch an eine andere Dame geraten. (Wobei ich nochmals anmerken muss: die waren alle supernett. Nur eben auch anderwertig beschäftigt.) Von denen sicher einige unterschiedliche Ansichten gehabt hätten wie weiter vorgegangen wird, von denen sicher nicht jede Einem das gesagt hätte, was man gerne hören möchte (zuviel Fakten/zu wenig Fakten) um ruhig zu bleiben, wo man sicher nicht mit jeder den nächsten Schritt im Detail besprechen hätte können.
Einfach keine Person zu der man Vertrauen hätte aufbauen können, weil sie 4 Stunden später schon nicht mehr da war.

Soll heißen: jederzeit wieder.
(Bloß wird es bei mir definitiv kein „wieder“ mehr geben.)

Puh

11 Mai

Endlich, nach fast einem Monat, den Geburtsbericht fertig bekommen.

Die Geburt. Tag 3.

11 Mai

Es ist Dienstag, der 12. April 2011. ET+9.

Und als ich so da liege, stelle ich fest, dass sich die Kreuzschmerzen zu Wehen gewandelt haben. Wehen, die nicht allzu stark waren, die aber im liegen unangenehm waren und mich nicht schlafen ließen. Also bin ich wieder raus auf den Gang, spazieren, Musik hören und Wehen stoppen.
Um 2:00 Uhr habe ich mir gedacht, dass da etwas seltsam ist. Ich hatte im drei bis vier Minuten Takt Wehen, aber viel zu schwach als dass die etwas bedeuten würden. Trotzdem waren sie so regelmässig. Ich musste Hannah anrufen – die mich beruhigt hat und vorgeschlagen hat, mir Zäpfchen gegen die Schmerzen geben zu lassen, damit ich zu Schlaf komme.

Wer aber des Nachts herumirrt und einer Hebamme begegnet bekommt zu allererst einmal ein CTG verpasst. Da war wie immer alles gut und ich durfte ins Bett verschwinden. Dank der Zäpfchen haben die Wehen vorne im Bauchbereich aufgehört, die Schmerzen im Kreuz waren aber unverändert wenn ich gelegen bin. Das hieß: wieder kein Schlaf für mich. Als Alternative zum Wandern am Gang habe ich festgestellt, dass die Schmerzen im Kreuz/die Wehen viel schwächer und dreimal seltener waren, wenn ich im Schneidersitz im Bett gesessen bin. Und das habe ich auch für den Rest der Nacht gemacht. Musik hörend und im Internet surfend. Als das Internet keine Neuigkeiten für mich bereit gehalten hat, habe ich die Texte der Lieder mitgelesen.
Auch so geht eine Nacht um. Man ist aber schon etwas entnervt und durch den Schlafmangel nicht mehr allerbester Laune.

Kurz vor 6:00 Uhr hat mich die Hebamme aus der Nacht am Gang gesehen und mich auf ein CTG ein paar Minuten später eingeladen. Ein paar Minuten später stehe ich also dort wie bestellt – und nicht abgeholt. Weil sich sitzen in den letzten Stunden bewährt hat, bleibe ich einfach am Gang sitzen. Nach einer halben Stunde ist es mir aber doch zu blöd, denn ich vermute, dass sie gerade Schichtwechsel und Besprechung haben und außerdem, so nett dort auch alle sind, mag ich nur mehr mit meiner Hebamme reden. Ich beschließe wieder ins Zimmer zu gehen und mit dem CTG auf Hannah zu warten.

Während ich gewartet habe, habe ich eine vorsichtige SMS an meinen Mann geschickt, ob er denn schon wach sei und ob er heute früher kommen könne, ich würde ihn ihns Zimmer schmuggeln.

Natürlich war er schon wach und um 7:15 Uhr mit einem Frühstück bei mir im Zimmer. Irgendwie wollte mir aber nichts schmecken, hübsch machen wollte ich mich auch nicht mehr, eigentlich wollte ich nur raunzen.
Mit dem Mann neben mir habe ich mich wieder im Bett sitzend meiner Musik gewidmet und gewartet bis um 8:00 Uhr Hannah gekommen ist, die nicht sehr begeistert war, dass ich wieder kaum bis gar nicht geschlafen habe.

Wir schreiben gleich ein CTG, das wieder in Ordnung ist und bei der Untersuchung zeigt sich Unglaubliches: der Muttermund ist schon 4 cm offen! Und außerdem weich und alles, was er sonst noch sein muss, so, dass Hannah meint, eine Einleitung sei nicht notwendig und sie werde uns einen Kreißsaal besorgen, damit wir endlich ein Zimmer für uns alleine haben und uns ausruhen können.

Und plötzlich war meine Laune fabelhaft. Alles was davor war, war vergessen. Um alles perfekt zu machen, war genau der Kreißsaal frei, den ich wollte, der, in dem auch meine anderen beiden Kinder zur Welt gekommen sind bzw. wo ich mit der ersten Tochter kurz davor war, bevor ein Kaiserschnitt nötig wurde.

Wir ziehen in das Zimmer ein und, weil wir es schon so gut können, spazieren danach wieder durch das Krankenhaus – den Kreißsaal werden wir schon noch früh genug brauchen. Ich hatte ab und zu Wehen, aber nur im Kreuz und die fand ich sehr gut auszuhalten.
Für halb elf haben wir das nächste CTG mit Hannah verabredet und auch die nächste Untersuchung. Für meinen Geschmack ja viel zu früh, denn was soll in 1,5 Stunden schon passieren?

Wie sich heraus gestellt hat: viel! Nämlich nochmal um die 2 cm!

Weil ich schon gelegen bin, wollte Hannah wissen, ob sie mir den Bauch massieren soll? Damit konnte ich nicht viel anfangen, meinen Bauch hatte noch nie zuvor jemand massiert, aber warum nicht.
Die Massage war so angenehm und entspannend, dass ich gleich mal eingeschlafen bin und, mit meinem Mann neben mir liegend, auch die nächsten Wehen mehr oder weniger verschlafen habe. Nach einer halben Stunde war ich wieder fit und bin aufgestanden. Auf den Gang wollte ich nicht mehr gehen, da die Wehen im Stehen bzw. Gehen schon so stark waren, dass ich kein Publikum haben wollte, also sind wir im Kreißsaal geblieben.

Im CD-Player lief wieder meine Musik und ich bin auf und ab gegangen. Wenn eine Wehe gekommen ist, habe ich mich auf das Bett gestützt und mich von meinem Mann im Kreuz massieren lassen. Nach ein paar Wehen, wenn es mir zu viel geworden ist, habe ich mich wieder im Schneidersitz auf das Bett gesetzt, wo sie viel seltener und viel schwächer waren und gut auszuhalten. Und nach ein paar Wehen dort, bin ich wieder aufgestanden.
So ging es die nächsten Stunden hin und her.

Bei der nächsten Untersuchung um 13:30 Uhr war der Muttermund schon 8 cm geöffnet. Und erst jetzt wurden die Wehen langsam unangenehm. Diese Geburt ging bisher so einfach, ich konnte es nicht glauben.

Weil ich aber überhaupt kein Bedürfnis verspürt hatte, als tapferste Gebärende in die Geschichte einzugehen, habe ich Hannah auf Schmerzmittel angesprochen, solange noch Zeit dafür ist. Vielleicht wieder Zäpfchen, nur etwas, damit der letzte Rest nicht unerträglich wurde, aber ohne die Wehentätigkeit zu verlangsamen.

Ab 9 cm wurden die Wehen fies. So, wie ich sie eigentlich die ganze Zeit erwartet habe.
Ich wollte nicht mehr gehen, keine Musik mehr, auch mein Mann musste das Bett verlassen, weil jede kleine Berührung oder Erschütterung des Bettes unangenehm war.

Hannah hat mir eine Spritze gegen die Schmerzen gegeben, allerdings mit dem Hinweis, dass ich bei den Presswehen wohl an den Wehentropf muss. Was soll’s. Da würde ich eh nicht mehr herumlaufen wollen.

Dass die Spritze sonderlich gut oder schnell gewirkt hat, kann ich nicht behaupten. Oder, wenn sie gewirkt hat, möchte ich nicht wissen, wie es sich ohne angefühlt hätte.

Plötzlich hat sich etwas verändert. Waren das schon die Presswehen? Da war so ein Druck nach unten und ein komisches Gefühl. Mein Mann musste sofort Hannah holen, die vor der Türe war.
Kaum waren die beiden zurück, habe ich zu zittern begonnen und ich konnte nicht sagen warum. Aus Angst, weil ich glaubte, dass es gleich ernst wird? Eine Nebenwirkung der Spritze? Oder aus dem Grund, den Hannah nach der Geburt gemeint hat?

Warum es war, wusste ich nicht, weiß ich immer noch nicht, aber mit gut zureden von Hannah und meinem Mann habe ich mich wieder beruhigt und noch ein paar der fiesen Wehen ausgehalten, bevor etwa um 16:00 Uhr die Presswehen tatsächlich begonnen haben. Diese Wehen waren, wie schon bei der Geburt der kleinen Tochter, soviel leichter zu ertragen und weniger schmerzhaft als die zuvor, dass ich (natürlich auch aus Angst) nicht gleich so mitgemacht habe wie es eigentlich gegangen wäre (an den Wehentropf musste ich dann aber trotzdem nicht).
Darum hat es auch ein paar Anläufe gebraucht, bis der Kopf endlich draußen war. Aber kaum war das geschafft, war das Gefühl zu zerreißen vorbei und bei der nächsten Wehe war auch schon das ganze Baby da, das von Hannah mit „Hallo Emil“ (sie war die einzige, die außer unseren Kindern die Namen vor der Geburt erfahren hat, auch wenn es nur Minuten davor war) begrüßt wurde.
Es war 17:04 Uhr.

Ein Junge also!
Ziemlich blau/rot/dunkel (immer wieder überraschend die Hautfarbe gleich nach der Geburt), aber sofort ersichtlich, dass er anders als seine Schwestern aussieht, vor allem eine ganz andere Nase hat.

Als die Nachgeburt da war, hat Hannah festgestellt, dass sich die Plazenta teilweise abgelöst hatte und dass ich vielleicht deshalb nervös geworden bin, weil ich  das irgendwie gespürt habe.

Die nächsten 2,5 Stunden haben wir drei kuschelnd zusammen im Bett verbracht. (Mein Mann musste dazwischen kurz raus, mir etwas zu essen und trinken besorgen. Denn kaum war Emil da, ist meinem Körper wohl aufgefallen, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe. Ich war noch nie so hungrig und durstig wie in diesem Moment.)

Hannah hat in der Zwischenzeit das Bürokratische erledigt und alles vorbereitet, damit wir wie geplant ambulant nach Hause gehen können.

Nach den 2,5 Stunden ist Emil das erste mal von mir weg gekommen, aber nur um gewogen, gemessen, abgewaschen (aufs baden haben wir verzichtet) und angezogen zu werden. Und dann durfte ich auch schon aufstehen um mich anzuziehen. Um 20:15 Uhr konnten wir das Krankenhaus zusammen mit unserem Sohn (ein Sohn!!) verlassen und ihn noch vor dem Schlafen gehen seinen sehr aufgeregten Schwestern zeigen.

Die Geburt. Tag 2.

5 Mai

Es ist Montag, der 11. April 2011. ET+8.

Die Nacht war ein Albtraum. Zuerst war es himmlisch ruhig im Zimmer – aber ich war viel zu aufgeregt um zu schlafen. Als ich endlich müde wurde, ist das Baby der Zimmernachbarin aufgewacht und hat zu weinen begonnen. Was noch gegangen wäre, hätte die Mutter nicht unaufhörlich versucht ihr Kind mit diversen Geräuschen zu beruhigen. Erfolglos versucht es zu beruhigen.
Und so bin ich, trotz Schlaftropfen, die ich mir um Mitternacht geben habe lassen, so gut wie die ganze Nacht wach gelegen. Als ich in der Früh endlich ein wenig schlafen konnte wurde über einen Lautsprecher das Morgengebet (aus der Krankenhauskapelle?) live ins Zimmer übertragen. Und das nicht zu leise.

Ich bin dann in die Dusche geflüchtet und habe mich (wieder) für das Baby hübsch gemacht. Um halb acht bin ich zu meinem Mann raus gegangen, der schon im Eingangsbereich gewartet hat und habe dort das vom Bäcker Mitgebrachte gefrühstückt. Bloß raus aus dem Zimmer. Danach haben wir uns auf die Suche nach unserer Hebamme gemacht.

Es gab das übliche CTG und eine Untersuchung bei der sich gezeigt hat, dass sich nichts getan hat. Also habe ich für eine Stunde einen Tampon mit Nelkenöl und Nachtkerzenöl bekommen. Das eine sollte wehenanregend sein, das andere, soweit ich mich erinnere, den Muttermund öffnen oder weich machen.

Und dann wurden wir für die nächsten paar Stunden wieder in die Weiten des Krankenhauses entlassen. Ich habe den Mann gebeten, weil sich einerseits nichts getan hat und ich andererseits noch auf ein wenig Schlaf gehofft habe, in der Zwischenzeit nach Hause zu fahren und ein bisschen Zeit mit dem Kindern zu verbringen. Die kleine Tochter war ja noch nie so lange ohne uns und noch nie über Nacht weg – und die zweite Nacht bei der Oma zeichnete sich ab.
Und was machen die zwei, als Papa sie abholt und mit ihnen zu Hause spielen möchte? Nörgeln, dass sie nicht bei Oma sein dürfen.

In der Zwischenzeit habe ich mich mit neu zugelegten Ohropax hingelegt und ein wenig gedöst. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass das Baby viel weniger aktiv ist als die Tage davor. Und wenn man darüber ein wenig nachdenkt wird man unruhig. Also habe ich Hannah angerufen, weil ich wissen wollte, ob das etwas mit dem nicht mehr vorhandenen Fruchtwasser zu tun hat. Sie war schon wieder zurück im Krankenhaus und hat mich auf eine weitere Runde CTG eingeladen. Ich habe dem Mann Bescheid gegeben, der sich auch gleich wieder auf den Weg gemacht hat. Weil ich wegen dem CTG schon so gemütlich rumgelegen bin, gab es auch einen weiteren Tampon mit Nelkenöl und einen Einlauf. Alles um Wehen zu bekommen.

Von diesen Nachmittag/Abend fehlen mir die genauen Erinnerungen. Ich weiß, dass ich mit meinem Mann im Garten der Krankenhauscafeteria gesessen bin, beide mit iPhones bewaffnet. Ich im Internet herumtreibend und das, was man mit Phantasie als Wehen bezeichnen konnte, abstoppend, er mit den letzten Anweisungen ans Büro. Und ich weiß, dass ich gegen 18:00 Uhr wusste, dass der Muttermund bei 2cm ist, was ich ungläubig zur Kenntnis genommen habe. 2cm! Bis es bei der letzten Geburt soweit war, war ich schon das erste mal verzweifelt.

Verzweifelt bin ich aber trotzdem und zwar weil vorauszusehen war, dass wir beide wieder über Nacht weg sein würden und nicht bei unseren Kindern. Ich hatte ja viele Vorstellungen einer möglichen Geburt, auch, dass ich eine Woche lang auswärts schlafen muss, weil ein Kaiserschnitt notwendig gewesen war, aber zumindest der Mann wäre in der Nacht zu Hause gewesen. Ich wollte unter keinem Umständen, dass wir nicht da sind und plötzlich mit einem Baby auftauchen. Und genau das schien immer wahrscheinlicher zu werden. Und da flossen ein paar Tränchen.

Nach einer kurze Überlegung haben wir beschlossen, dass der Mann trotzdem bei mir bleibt. Es war einfach notwendig für mich, dass er da ist. Und auch wenn diese zähen Stunden im Krankenhaus unfassbar langweilig und nervenaufreibend waren, waren sie gut für uns. Ich weiß gar nicht mehr, wann wir beide das letzte mal soviel Zeit für uns hatten. Nur für uns.

Es gab vor der Verabschiedung von Hannah in die Nacht nochmal ein CTG, möglicherweise auch eine Untersuchung? Ich weiß es nicht mehr. Mir wurde außerdem angekündigt, dass ich vorm Schlafen noch ein Antibiotikum bekommen würde, weil die Fruchtblase schon 24 Stunden geplatzt war. Und ich hatte in Aussicht, dass am nächsten Morgen die Geburt eingeleitet wird, weil dann 36 Stunden vergangen waren und nicht länger gewartet wird oder gewartet werden kann.

Wir haben im Zimmer auf den Arzt mit der Infusion gewartet und in der Zwischenzeit ein wenig mit dem Mann der Zimmernachbarin geredet. Die alle beide wirklich sehr nett waren. (Schlechtes Gewissen für die bösen Gedanken in der Nacht davor.)
Und dann Auftritt Ärztin, die zielstrebig meine Armbeuge ansteuert. Eine Körperstelle, an der ich höchst sensibel bin, wie mir hier wieder bewusst wird. Keine Sekunde nachdem sie gemeint hat, sie ist fertig, habe ich gemeint, die Nadel muss meinen Körper sofort wieder verlassen. Ob sie sich nicht eine andere Stelle an meinem Körper aussuchen kann? Wir haben ein paar mal hin und her diskutiert, von wegen in der Hand wäre es ja noch unangenehmer und ob ich denn wirklich lieber eine neue Nadel hätte anstatt es mit der zu probieren, die ich schon habe.
Ich habe mich überreden lassen es mit der zu probieren, die nun eben schon mal da war – aber nur unter der Voraussetzung, dass sie sofort entfernt wird, wenn das Antibiotikum durch ist.

Die nächsten Minuten habe ich damit verbracht die Flasche anzustarren und den Tropfen zuzusehen. Als der letzte durch war, habe ich nach Erlösung geläutet. Eine Hebamme kam, mit der habe ich das zuvor schon geführte Gespräch wiederholt. Auch sie hat mich beruhigt, ich kann gerne mit ihr mitkommen, sie zeigt mir, was für ein Schlauch in meinem Arm steckt und dass der ganz flexibel ist und ich ihn wirklich ruhig im Arm lassen kann. Ich müsse in den nächsten Stunden nämlich noch zweimal so eine Infusion bekommen. Ich habe mich wieder überreden lassen – unter der Voraussetzung, jederzeit zu ihr kommen zu können um das Ding loszuwerden.

Sie hat den Mann darauf hingewiesen, dass er demnächst mal heimgehen muss, was er auch tat und ich bin die nächste Stunde bewegungslos im Bett gelegen und habe versucht nicht an den Schlauch zu denken. Nach der Stunde war das Fremdkörpergefühl tatsächlich weg und ich konnte mich ins Bett kuscheln und versuchen zu schlafen. Die Nachbarin und ihr Kind waren im Land der Träume, es war alles ruhig – nur schlafen konnte ich trotzdem nicht. Zuerst war in meinem Kopf zuviel los und dann wurde das Baby wild. Mein Baby. Hat herumgeturnt, als müsste es sich von selbst einen Weg nach draußen suchen. Außerdem hat mir mein Kreuz weh getan und im liegen war es einfach zu unbequem. Ich bin, um die Zimmernachbarin nicht zu stören, auf den Gang raus gegangen. Dort waren sowohl das Baby als auch die Kreuzschmerzen friedlich. Und da war ich, mit meinem iPhone bewaffnet, auf das ich mir irgendwann die zwei CDs von Adele raufgespielt habe. Niemals hätte ich gedacht, dass ich sie wirklich im Krankenhaus anhören würde.
Um Mitternacht habe ich wieder versucht mich hinzulegen.

Laut

4 Mai

Sagen sie mal einer Sechsjährigen sie soll neben ihrem Bruder mal schreien. Da könnte man doch meinen, dass er auf Geräusche reagiert.

Meine Ohren wackeln zumindest immer noch.

Zum ersten mal freue ich mich über ihr Organ.